Die Corona-Pandemie sorgt für große Unsicherheit bei den Investoren. Wir haben unsere CAPinsider gefragt, womit sie im Alltagsgeschäft konfrontiert werden. Was raten Berater und Vermögensverwalter jetzt ihren Kunden? Wie verändert sich der Anlageansatz? Diesmal: Friederike Fuchs, Frau-Invest Anlageberatung

Mit welchen Fragen und Anliegen kommen Ihre Kundinnen und Kunden derzeit vor allem zu Ihnen? 

Fuchs: Es zeigt sich, dass gerade in diesen turbulenten Zeiten der Wunsch nach persönlicher Beratung sehr groß ist. Deshalb gehen wir zurzeit noch aktiver auf unseren Kundinnen und Kunden zu. Wir informieren regelmäßig zur aktuellen Situation an den Kapitalmärkten, reagieren auf sehr unterschiedliche Fragestellungen, auch in erster Linie mit dem Ziel vorschnelle Entscheidungen zu vermeiden. Unsere Kundenportfolios sind mittel- bis langfristig ausgerichtet und den meisten Kundinnen und Kunden ist bewusst, dass insbesondere der Aktienanteil zeitweise starken Schwankungen ausgesetzt sein kann. Vielen geht es nicht nur um aktuelle Börsenturbulenzen, sondern vielmehr auch um grundsätzliche Themen wie wirtschaftliche Folgen, Gefahr von Inflation und Auswirkungen der Staatsverschuldung.

Wie lautet Ihre grundsätzliche Anlagephilosophie bzw. Ihr Anlageansatz?

Fuchs: Anlagephilosophie und Unternehmensphilosophie sind für mich eng miteinander verknüpft. Leitlinien unserer Anlagestrategien sind Diversifikation, Flexibilität, Transparenz und Qualität. Ökologische, ethische und soziale Aspekte sind schon seit jeher fester Bestandteil unserer Portfolios. Im Fokus stehen in erster Linie aktiv gemanagte Investmentfonds. Wir investieren aber auch in ausgewählte ETFs. Die Zusammenstellung unserer Portfolios stützt sich auf einen reproduzierbaren mehrstufigen Fondsauswahlprozess. Dieser quantitative Ansatz vereint klassische finanzielle Kriterien und eine Nachhaltigkeitsanalyse, die zeigt, inwieweit der Fonds auch auf ökologische, ethische und soziale Kriterien abstellt. Diese „qualitativen“ Ergebnisse und unsere eigene Einschätzung fließen in die Portfoliogestaltung ein. Ziel ist, Frauen – und Männern – je nach Lebensphase und Budget klare und verständliche Anlagestrategien aufzuzeigen. Kombiniert mit einer Portion Finanzwissen, arbeiten wir heraus, dass es kein „Vorbei“ an bestimmten Anlageklassen oder Risikostreuung gibt, um langfristig nennenswerte Erträge zu erzielen.

Hat sich an diesem Ansatz in der Krise etwas verändert bzw. haben Sie ihn neu justiert?  

Fuchs: Nein, unserer langjähriger Ansatz, eine klare und verständliche Beratung in Verbindung mit Finanzwissen, hat sich bestätigt, wovon wir jetzt profitieren. Wir haben in den letzten Monaten keine Mittelabflüsse zu verzeichnen. Im Gegenteil: Unsere langfristig orientierten Kundinnen und Kunden haben verstanden, dass Krisen auch Chancen für günstige Einstiegsgelegenheiten bieten und nutzen diese Phase für einmalige oder schrittweise Investitionen.

Von welchen Assetklassen raten Sie im aktuellen Umfeld eher ab, und welche Branchen sollte man im Fokus haben? 

Fuchs: Wir sehen unsere Portfolios als strategische Asset Allocation. Das heißt in möglichst viele Anlageklassen zu investieren, die durchaus in unterschiedlichen Phasen eine Daseinsberechtigung haben. Hierzu gehören Aktien, Anleihen in unterschiedlichster Ausprägung, Edelmetalle, Immobilien oder auch alternative Strategien. Aktuell beschäftigen wir uns mit Branchen, die langfristig von den sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen profitieren. Die globalisierte Welt ist verwundbarer geworden. Produktions- und Lieferketten werden hinterfragt, vieles wird neu diskutiert. Sicherlich werden wir nicht von einem Extrem ins andere fallen, aber manche Dinge rücken stärker in den Fokus. Als klare „Gewinner“ sehen wir die Digitalisierung, aber auch Themen wie Klimaschutz, Gesundheit/Pharma oder Biotechnologie.

Wie würden Sie zum jetzigen Zeitpunkt 100.000 Euro anlegen?

Fuchs: Dies ist natürlich abhängig von den persönlichen Bedürfnissen, Anlagezielen sowie Risikoneigung und bedarf einer eingehenden Beratung. Anlagebeträge investieren wir derzeit auf unterschiedlichste Art schrittweise und bauen so über die kommenden Monate Portfolios auf. Wir beraten unsere  Kundinnen und Kunden zurzeit intensiv dahingehend, dass es nicht mehr ausreicht, ein Portfolio nur über eine Gewichtung von Aktien und Anleihen abzubilden. Das Prinzip „kein Risiko bedeutet geringe Rendite“ ist nicht mehr so klar, sondern das Gegenteil ist der Fall: Ohne ein Risiko droht der sichere Wertverlust des Vermögens. Für uns stehen Streuung und Vermögenssicherung im Vordergrund. Je nach Risikoneigung heißt das, kein Depot ohne Aktienfonds! Aktuell sehen wir außerdem eine Outperformance unserer nachhaltigen Portfolios. Natürlich konnten diese sich nicht von der aktuellen Marktentwicklung befreien, sind aber besser unterwegs als die konventionellen Portfolios. Ohne hier auf verschiedene Ansätze einzugehen, sehe ich daher nachhaltige Aspekte als festen langfristigen Bestandteil einer Vermögensstruktur.

Zur Person:

Friederike Fuchs (34 f GewO) ist Miteigentümerin der 1996 gegründeten FRAU-INVEST Anlageberatung und bietet zudem mit einem eigenen Büro in Göttingen Finanzberatung für Frauen an. Seit mehr als 30 Jahren ist sie in der Finanzbranche tätig, als Bankkauffrau, Fondsspezialistin und Unternehmerin.

Quelle: www.capinside.com